10 Investorinnen, die du kennen solltest
Nur 30 % der Aktienbesitzenden in Deutschland sind Frauen. Ist es für Frauen schwerer, sich mit dem Investieren auseinanderzusetzen?
Ich persönlich glaube ja und sehe die folgenden drei Ursachen als Hauptgründe dafür:
- Sozialisierung: Finanzen werden häufig noch als Männersache verkauft, Frauen kümmern sich dagegen um Haus und Kinder. Nicht umsonst haben wir einen Gender Care Gap von etwa 50 %. Viele Mädchen wachsen noch mit klassischen Rollenbildern auf, die zum Teil sogar vom Staat z.B. mit dem Ehegattensplitting gefördert und zementiert werden.
- Historie: Tatsächlich durften Frauen bis 1958 noch kein eigenes Konto eröffnen und brauchten noch bis 1977 die Erlaubnis ihres Ehemannes, um arbeiten zu gehen. Frauen haben daher erst relativ kurz Zugriff auf eigene Finanzmittel.
- Fehlende Vorbilder: In unserer Gesellschaft sind erfolgreiche Frauen im Finanzsektor selten präsent. Frauen, die schon dort sind, wo wir gerne sein möchten, können uns Inspiration und Motivation sein, uns auch an das Thema Finanzen und Investieren heranzuwagen.
Aus diesem Grund möchte ich dich heute zu ein bisschen female Empowerment einladen. Ich stelle dir zehn großartige Frauen aus dem Finanzsektor vor, die sich hervorragend als Role Model eignen.
Aileen Lee – Mitgründerin Cowboy Ventures
Aileen Lee ist eine US-amerikanische Venture-Capital-Investorin und Mitgründerin von Cowboy Ventures, eine der ersten von Frauen geführten Risikokapitalgesellschaften der Welt. Mit Cowboy Ventures hat Aileen Lee in viele junge Start-Ups des Silicon Valleys investiert.
Aileen Lee prägte tatsächlich den berühmten Begriff des Einhorns in ihrem Artikel “Welcome To The Unicorn Club: Learning from Billion-Dollar Startups”.
Seit 2018 setzt sich Aileen Lee in der gemeinnützigen Organisation “All Raise” ein, die zum Ziel hat, die Präsenz von Frauen im Risikokapital zu erhöhen. Damit ist Aileen das perfekte Role Model für junge Investorinnen.
Kristalina Georgieva – Direktorin des Internationalen Währungsfonds
Kristalina Iwanowa Georgiewa ist seit Oktober 2019 Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Die bulgarische Politikerin und Ökonomin studierte zunächst politischen Ökonomie und Soziologie und übernahm nach ihrer Promotion in den Wirtschaftswissenschaften verschiedene Lehraufträge u.a. an der Yale University, der Harvard University sowie der London School of Economics. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt war dabei die Umweltwirtschaft.
1993 begann sie eine Position bei der Weltbank, wo sie für umweltökonomische Themen zuständig war. Von 2008 bis 2010 hatte sie sogar den Posten als Vizepräsidentin inne.
2017 wurde Kristalina Georgiewa Geschäftsführerin der Weltbank-Institute IBRD und IDA, welche Kredite an arme und Schwellenländer vergeben.
Im August 2019 wurde Kristalina Georgiewa schließlich als Nachfolgekandidatin von Christine Lagarde als geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds nominiert.
Christine Lagarde – Präsidentin der Europäischen Zentralbank
Die französische Politikerin und Juristin Christine Lagarde hat als Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) gerade eine der herausforderndsten Tätigkeiten unserer Zeit. Nach der Corona-Krise und dem Ukraine-Krieg sieht sich die EZB nun mit einer Rekordinflation konfrontiert. Die EZB versucht nun mit geldpolitischen Instrumenten, wie der Erhöhung der Leitzinsen, die Preisniveaustabilität wieder zu erreichen.
Christine Lagarde absolvierte ein Studium in Sozialrecht und wollte eigentlich anschließend an der École nationale d’administration (ENA), einer Elitehochschule der Verwaltung, weiterstudieren, bestand aber die Aufnahmeprüfung nicht. Rückschläge gehören im Leben dazu, auch bei Persönlichkeiten wie Christine Lagarde.
Viele Jahre arbeitete Christine Lagarde als Rechtsanwältin und engagierte sich in einem Aktionskomitee für die Rüstungsindustrie USA-Polen. Dies öffnete ihr die Tür als beigeordnete Ministerin für Außenhandel. Später wurde sie als Ministerin für Wirtschaft und Finanzen eingesetzt.
2011 wurde Christine Lagarde Geschäftsführer des IWF. Als Chefin erhielt sie ein Jahresgehalt von 467.940 Dollar plus eine pauschale Aufwandsentschädigung in Höhe von 83.760 Dollar.
2019 übernahm Christine Lagarde als erste Juristin schließlich die Präsidentschaft der Europäischen Zentralbank. Ihre Vorgänger wären bisher Ökonomen und Finanzexperten.
Christine Lagarde wurde 2019 als die zweitmächtigste Frau der Welt, nach Angela Merkel, eingestuft und ist wohl das beeindruckendste Role Model hier in dieser Aufzählung.
Ana Botín – Präsidentin Santander Bank
Ana Patricia Botín-Sanz de Sautuola O’Shea ist Aufsichtsratsvorsitzende der Banco Santander und gilt laut der Financial Times Deutschland als einflussreichste Managerin Europas.
Ihre Karriere begann Ana Botìn bei JPMorgan und arbeitete anschließend in verschiedenen Führungspositionen bei der Bankengruppe Santander. Unter anderem war sie Vorsitzende der Banesto, einer für das Privatkundengeschäft zuständigen Bank der Santander-Gruppe, oder Leiterin des britischen Geschäfts von Santander.
Nach dem Tod ihres Vaters, dem Vorsitzenden der Banco Santander, wurde sie 2014 zur Präsidentin der Banco Santander gewählt.
Ana Botín wurde 2015 mit dem European Banker of the Year ausgezeichnet und 2018 bis 2020 in der Forbes-Liste der einflussreichsten Frauen unter den Top 10 geführt.
Helene von Roeder – Chief Transformation Officer (CTO) Vonovia
Helene von Roeder entstammt einer Managerfamilie und startete ihre Laufbahn im Risikocontrolling der Deutschen Bank. Im Jahr 2000 wechselte sie zur UBS und beschäftigte sich dort u.a. mit alternativen Finanzierungsformen für Start-Ups.
Mit einem kurzen Zwischenstopp bei Merrill Lynch nahm Helene von Roeder schließlich die Stelle als Executive Director bei Morgan Stanley an und rückte bis 2013 in den regionalen Vorstand der Bank auf. Kurz darauf wechselte sie als Chief Executive Officer (CEO) für Deutschland, Österreich und Zentraleuropa zur Credit Suisse.
In die Immobilienwirtschaft kam von Roeder 2018, indem sie vom größten deutschen Wohnungseigentümer Vonovia als Vorständin ernannt wurde. Zunächst sollte sie die Leitung des Controllings übernehmen, wurde aber bald mit den gesamten Finanzen der Vonovia als Chief Financial Officer (CFO) betreut. In dieser Position war sie auch maßgeblich an der Übernahme der Deutsche Wohnen im Jahr 2021 beteiligt.
Anfang 2022 übernahm Helene von Roeder die Position als Chief Transformation Officer (CTO) der Vonovia und ist nun für die Digitalisierung und Innovation des Konzerns verantwortlich.
Sharon Bowles – Vorständin London Stock Exchange (LSE)
Sharon Margaret Bowles ist eine britische Politikerin, die seit 2014 Vorständin der Börse London Stock Exchange ist.
Ursprünglich hat Sharon Bowles Physik studiert, wechselte aber nach ein paar Forschungsjahren in die Tätigkeit einer Referendarin in eine Rechtsanwaltskanzlei für Patente. 2005 bis 2014 war sie Mitglied des Europäischen Parlaments und wurde dabei Vorsitzende des Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON).
Sharon Bowles führte eine Vielzahl von Verhandlungen über Finanzdienstleistungsgesetze im Anschluss an die Finanzkrise 2007-2008 sowie über Gesetzgebungen zur Wirtschaftsregierung und Bankenunion, welche aus der Staatsschuldenkrise resultierte.
2014 wurde Sharon Bowles Vorstandsmitglied der London Stock Exchange, eine der ältesten Börsen Europas und gemessen am Wert der Aktienunternehmen, die zweitgrößte Börse Europas [Stand 2022].
Elizabeth Soon – Fondsmanagerin
Elisabeth Soon sollte in der Aufzählung als eine der Top Fondsmanagerinnen in unserer Aufzählung als Role Model nicht fehlen. Elizabeth Soon hat einen Bachelor-Abschluss im Rechnungswesen der National University of Singapore sowie einen MBA der Manchester School in Großbritannien. Bevor sie zu ihrem aktuellen Arbeitgeber PineBridge kam, verwaltete sie Fonds für Standard Life Investments Asia und Schroder Investment Management in Hongkong.
Bei PineBridge verwaltet sie ein Vermögen von 1,15 Milliarden Euro über die zwei Fonds Pinebridge India Equity und Pinebridge Asia ex Japan Small Cap Equity. Gemäß dem Magazin Fonds Professionell führte sie gemessen an der risikoadjustierten Performance mit einem Ratio von 1,71 die Liste der Top Fondsmanagerinnen über 5 Jahre an [Stand 2017].
Oprah Winfrey – Privatinvestorin
Oprah Winfrey ist den meisten eher als DIE Talkshow-Moderatorin der USA bekannt. Mit ihrer “The Oprah Winfrey Show” wurde sie weltberühmt.
Ihre Karriere begann Oprah Winfrey als Nachrichtenmoderatorin, worauf 1983 der Wechsel zur Morgen-Talkshow “AM Chicago” folgte. Diese Talkshow war so erfolgreich, dass sie nach ihr umbenannt wurde.
Heute ist Oprah Winfrey Eigentümerin des Produktionsunternehmens Harpo Productions und wird als Start-Up-Investorin gefeiert. Ihr Vermögen wird auf 2,8 Milliarden US-Dollar geschätzt. Sie ist die erste schwarze Frau, die Milliardärin wurde.
Natascha Wegelin – Gründerin Madame Moneypenny
Natascha Wegelin ist Deutschlands bekannteste Finanz-Influencerin und darf daher hier als weibliches Role Model nicht fehlen. Schon in jungen Jahren mit 26 gründete sie aus der Not heraus, da sie nach ihrem BWL-Studium keinen Job fand, ihr erstes Unternehmen, ein Suchportal für Wohngemeinschaften, welches sie 2017 verkaufte.
Zeitgleich begann sie 2015 ihren Finanzblog Madame Moneypenny zu schreiben und Frauen zur Altersvorsorge und finanziellen Unabhängigkeit zu beraten.
Heute ist sie mit ihrem Buch „Madame Moneypenny – Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen” Spiegel-Bestseller-Autorin und führt ihr Unternehmen mit rund 25 Mitarbeitenden. Auf Instagram folgen ihr inzwischen mehr als 185.000 Menschen.
Beate Sander – Autorin and „Börsenomi“
Beate Sander ist bzw. war das älteste Role Model in meiner Aufzählung. Geboren 1937 verstarb sie 2020 und hinterließ jede Menge Lehr-, Lern- und Arbeitsbücher.
Das besondere an Beate Sander, und weshalb sie liebevoll “Börsenomi” genannt wird, ist, dass sie ihre erste Aktie erst mit 59 Jahren kaufte. Sie arbeitete von 21 bis 66 in Vollzeit als Realschullehrerin und begann ihre Börsenkarriere 1996 mit einem Startkapital von 60.000 DM. Dieses Kapital wuchs bis zu ihrem Tod auf fast drei Millionen Euro an.
Für alle Frauen, die sich Fragen, ob sie zu alt zum Investieren sind, kann Beate Sander ein inspirierendes Vorbild sein.
Beate Sander starb mit 82 Jahren an einem Krebsleiden. Sie mögen in Frieden ruhen.
Natürlich gibt es noch viele weitere weibliche Role Models, die Investorin sind. Dabei müssen sie nicht einmal berühmt sein, sondern können auch aus deinem persönlichen Umfeld kommen. Sie zeigen, was alles möglich ist, wenn du deine Ziele verfolgst und deine Träume lebst.
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